24.09.2010 / 11:52

NACHSCHLAG: Der Schopskasalat ist Pflicht

Das Restaurant „Balkan“ in Beelitz bietet bulgarische Küche an / Eine noch unentdeckte kulinarische Oase

Das Restaurant „Balkan“ in Beelitz liegt etwas abseits in einer Seitengasse der fruheren Bundesstraße 2, wird aber postalisch in der Berliner Straße 180 gefuhrt. Ein großes Hinweisschild an der Gasseneinmundung stoppt den Suchenden, der von der heutigen B 2 am Ortshinweis Beelitz-Nord nach rechts in die Spargelstadt einbiegt.


Der Weg ins Gasthaus fuhrt durch einen runden Torbogen, hinter dem sich der Weingarten ausbreitet. Unter den lauschigen, echt
bulgarischen Weinreben sitzt man bestimmt urgemutlich. Allein die Außentemperaturen halten derzeit davon ab. Auf einem kleinen Spielplatz können sich die jungsten Gäste die Zeit vertreiben, bis das Essen gebracht wird. Das erspart den Eltern die ständigen Ermahnungen.


Im Restaurant mit seiner rustikalen Ausstattung begegnet der Gast an allen Wänden und auf sämtlichen Simsen der bulgarischen Volkskunst sowie der traditionellen Lebensweise. In dieser Tradition steht auch der große Steinkamin in der Ecke des Saales. Wer sich nicht gleich fur einen Platz entscheiden kann, dem hilft „Balkan“-Wirtin Annette Wiesatzki. Familien und kleineren Gruppen bietet sie oft die Weinstube an. Dort hängt ein altes Wagenrad als Leuchte von der Decke. Die Kette aufgefädelter roter Peperoni als Lampenschmuck weist einige Lucken auf. Vielleicht haben fruhere Gäste heimlich probiert.


In dicker Lederimitation eingebunden, ist die Speisekarte selbst eher einfach und ubersichtlich gehalten. Vor der Auflistung der Leckerbissen gibt es erst einmal geistige Kost. Der Gast erfährt die wechselvolle Geschichte der alten Bauernscheune, die ab 1926 erst Getreidespeicher, später Spargelsortierlager sowie Lager fur Fernseh- und Rundfunktechnik war und seit 1991 das Restaurant ist. Fur die Bestellung muss man sich keine Nummer merken. Man kann die Gerichte, die in der Karte mit ihren Zutaten aufgefuhrt sind, mit ihren Namen nennen. Die deutsch-bulgarische Kuche bietet eine Vielfalt an Salaten, Vorspeisen, Hauptgerichten und Desserts an. Fisch, Schwein, Rind und Lamm werden in verschiedenen Variationen und wahlweise mit Pommes Frites oder
Schwenkkartoffeln serviert.


Ein unbedingtes Muss ist der fast schon legendäre Schopskasalat (3,50 Euro fur die kleine Portion) mit echtem bulgarischen Schafskäse, wie die Speisekarte versichert. Wer das Balkan-Feuer auf der Zunge spuren möchte, sollte sich fur das Schweineruckensteak nach Zigeuner Art (8,80 Euro) entscheiden. Es hält, was sich der Gast davon erhofft und bleibt auch mit einer gewissen Schärfe sehr schmackhaft. Eingefleischte Vegetarier haben allerdings eher schlechte Karten. Sie werden sich auf die Salatauswahl beschränken müssen.


Auf das Ambiente des Hauses abgestimmt ist das Steingutgeschirr, auf dem die Mahlzeiten serviert werden. Am Menüerkennt der Gast sofort den Garnierkunstler in der Kuche, der Fleisch und Beilagen appetitanregend anordnen kann. Aus Steingut sind auch Krug und Becher, mit denen man den Wein zum Essen genießt. Bei der Auswahl des Getränks hilft die Wirtin gern, wenn man sich im Bukett und im Abgang nicht auskennt.
Die Preise fur solch gepflegte Gastronomie sind moderat. Die Hauptgerichte beispielsweise liegen bei acht bis zwölf Euro. Bei den Getränken wird der Gast uberrascht feststellen, dass Alkoholfreies und sogar die gesunden Natursäfte preiswerter sind als Bier
und Wein – in Gaststätten längst nicht selbstverständlich.

Kurzum: Ein Besuch im „Balkan“ ist ein rundum stimmiges Erlebnis. Das hat sich herumgesprochen, denn das Haus ist immer voll. Einziger Wermutstropfen ist jedoch ein fehlender Parkplatz. Das Auto muss an der Straße abgestellt werden. Einmal mehr bewahrheitet sich das alte Sprichwort: Rechtzeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze.

 

Quelle: http://www.maz-online.de/Themen/Essen-Trinken/Gastrotest-Nachschlag/Der-Schopskasalat-ist-Pflicht

(Von Heinz Helwig)

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